Sony A7s – das ISO-Monster und die Loxia-Linsen

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Da verlässt der feine Herr Blogger sogar eingetretene Pfade bei der Gestaltung der Überschrift, aber in Anbetracht des Umstands, dass er die Sony Alpha 7s zusammen mit dem 2/35 und 2/50 aus der Loxia-Reihe von Zeiss für einen Tag bei verschiedenen Gelegenheiten hatte nutzen können, war er nur zu gerne dazu bereit.

Jetzt will ich aber aufhören, in der dritten Person zu schreiben, sonst fange ich noch eine Fotografen-Autobiografie an und das wäre dann doch eine vermessene wie kurze Angelegenheit. Ich habe also im Zuge des Alpha-Festivals in Berlin die neusten Errungenschaften der Sony-Zeiss-Verbindung testen können.

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ISO 100, A7s, Zeiss Loxia 2/35, f9, 1/100 sec

Das Schöne an diesem Review ist, dass ich das Gros der Informationen und Eindrücke zur A7s mit einem Verweis auf meine Betrachtung der A7r aus dem letzten Dezember abarbeiten kann. Kurz skizzieren mag ich die technischen Daten der Kamera, darf dann aber auch auf die vollständigen Angaben von Sony verlinken.

Das ISO-Monster

Was die A7s nun aber so besonders macht, soll dann aber doch in diesem Beitrag skizziert werden: Mit einer möglichen ISO 409.600 meint man, den Deckel zum Fotografieren auf dem Objektiv lassen zu können, was bei meinem Versuch nicht zu gewünschten Bildergebnissen führte und daher keine Option ist. Auf dem Kleinbildsensor verteilen sich großzügig 12,2 Millionen Pixel, was in der A7-Familie die geringste Anzahl ist, der Bildqualität aber zuträglich ist. Sony schreibt, die Kamera sei ausgestattet mit dem weltweit ersten Kleinbildsensor, der in der Lage ist, alle Pixel eines 4K-Videos voll auszulesen.

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ISO 32.000, A7s, Zeiss Loxia 2/35, f4, 1/80 sec

Gefilmt habe ich mal wieder nicht, es stand nicht auf meinem Plan. Ich wollte mit der Kamera und den beiden Loxia-Objektiven von Zeiss zunächst ein Shooting, von dem ich nach Freigabe gerne noch Bilder zeigen möchte, absolvieren, ein wenig draußen herumknipsen und schließlich schauen, wie lichtempfindlich so richtig lichtempfindlich ist. Es ist sehr, sehr lichtempfindlich!

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ISO 80.000, A7s, Zeiss Loxia 2/35, f2, 1/5 sec

Wie obige Beispiele meiner Ansicht nach ganz gut illustrieren, sind die Ergebnisse bei hohen ISO-Zahlen überragend und ich lasse mich sogar zu der Behauptung hinreissen, dass das Rauschen mitunter wie Filmkorn daher kommt. Das haben andere und vielleicht auch ich schon an etlichen anderen Stellen behauptet, aber die A7s ist den anderen Apparaten, die ich habe, wie der Sony NEX-6, der Pentax Ricoh K-3 oder der Sony a850 in dieser Disziplin weit überlegen.

Die Loxia-Objektive

Zu meiner großen Freude konnte ich an dem Wochenende in Berlin auch die beiden brandneuen Loxia-Objektive für die A7-Reihe von Zeiss mit ausprobieren: Ein 2/35 als feine Reportagelinse und das Loxia 2,0/50 E als leichtes Tele, das ich dann auch ausschließlich beim Shooting eingesetzt hatte und schon einmal notierte, dass ein 85mm darüber hinaus auch noch ganz schön wäre.

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Beide Objektive haben mir viel Spaß gemacht, der Fokus läuft butterweich, die Blende lässt sich auch in kleineren Schritten verstellen und insgesamt machen die in Japan gefertigten Objektive qualitativ einen sehr guten Eindruck, sogar die Gegenlichtblende ist aus Metall. Einzig auf einen Umstand muss man sich einstellen: Wenn man die Gegenlichtblende bereits umdreht, bevor man das Objektiv von der Kamera schraubt, wird es schwer, Halt zu finden, um die Linse abzudrehen, denn Blenden- und Fokusring bewegen sich wie die „Geli“.

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Sehr komfortabel beim manuellen Fokusssieren ist, dass an der A7s die Fokuslupe gleich anspringt, wenn man am Objektiv scharf stellt. Das habe ich mir an der Sony NEX-6 durchaus gewünscht, wenn ich z.B. ein Objektiv mit M-Bajonett adaptiere, aber bei meiner Kombination wird der Impuls nicht weitergegeben. Hier muss ich die Lupe immer noch extra anwählen, was machbar, aber lästig ist. NEX-6 und A7s gemein ist, dass das ganze Sucherbild dann vergrößert ist, was die Komposition nicht vereinfacht. Die Firma Ricoh hat bei der mittlerweile leider eingestellten Ricoh GXR (mit Ricoh GXR Objektivadapter A 12 Leica M-Bajonett) vorgemacht, wie es besser geht. Wie oben zu sehen, wird nur die Mitte vergrößert, der Bildausschnitt bleibt im Blick. Das als ein weiteres Detail in der Bedienung.

Insgesamt empfand ich die Arbeit mit den manuellen Objektiven als jemand, der durch Messsucherkameras bereits ein wenig trainiert ist, als einfach, der unscharfe Ausschuss hielt sich in Grenzen. Beim Shooting hatten wir eine Situation mit Gegenlicht und Blitz, wo das Fokussieren etwas „tricky“ war, aber am Ende auch kein unlösbares Problem darstellte.

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ISO 160, A7s, Zeiss Loxia 2/35, f2, 1/1000 sec

Mit der Abbildungsleistung der beiden Loxia(s) war ich dann auch sehr zufrieden und würde sie, so ich einmal eine Kamera aus der A7-Reihe oder was auch immer Sony mit dem Bajonett mit Kleinbildsensor auf den Markt bringt, haben sollte, gewiss in die engste Auswahl nehmen. Ich finde das 2/35 trotz des deutlich höheren Preises zumindest sehr viel spannender als z.B. das Sony SEL35F28Z Sonnar T* mit Autofokus.

Ein Vergleich des Loxia 2/35 mit dem Zeiss ZM Biogon 2/35 findet sich übrigens bei 3d-kraft.com und Christian Dandyk aus Berlin, den ich von etlichen Veranstaltungen persönlich kenne, äußert sich unter dem Titel Blau trifft Orange ausführlich zu den beiden Scherben. Auf dearsusan.net gibt es zudem einen Vergleich des Loxia 2/50 mit dem Sony SEL55F18Z Sonnar T* und einem 50mm Summicron-R. Die Freunde und Freundinnen von Kurven und so müssen noch etwas abwarten – DXO Mark ist noch nicht dazu gekommen, alles durch- und auszumessen.

Fazit zur Kamera

Bevor ich nicht wusste, dass es möglich ist, eine so leistungsfähige Kamera für schlechte Lichtverhältnisse anzubieten, hat sie mir auch nicht auf dem Markt gefehlt. Nun aber habe ich den Apparat kennengelernt und auch wenn ich ihn vermutlich nicht brauche, würde ich ihn wohl auch gerne haben wollen.

Abgesehen von der brachialen ISO-Leistung ist es ja insgesamt gesehen eine sehr gute Kamera, mit einem für mich durchaus erstaunlichen Dynamikumfang. Allerdings habe ich mich an höhere Auflösungen gewöhnt und diese haben natürlich ihre Vorteile, wenn man mal „schön wat croppen“ will, aber irgendwie müssen Lichtempfindlichkeit und 4K-Videos ja noch erkauft werden.

Diese Reihe von Sonys Vollformat-Systemkameras wäre vermutlich noch interessanter, wenn die Nutzung meiner M-Mount-Linsen von Leica, Zeiss und Voigländer in allen Brennweitenbereichen (vgl. meine Betrachtung der A7R) möglich wäre, wenn es die oben angeregten Verbesserungen der Fokuslupe gäbe. Zur Nutzung meiner etlichen Objektive wollten Leica und ich ja nicht zusammenkommen, wie ich in meinem Beitrag „Der Tag, an dem ich eine Leica besaß“ feststellte.

Gefehlt hat mir natürlich auch was und zwar der zweite Kartenslot, den Sony unbedingt noch unterbringen sollte, wenn man die A7-Reihe auch und gerade für die Professionals in Position zu bringen gedenkt. Einen Blitzsynchronanschluss würde ich der Kamera auch noch spendieren als Backup für Funk- und Lichtzellenauslöser und was immer noch vermisse, ist ein Schraubgewinde für Drahtauslöser.

Die Tür bleibt dennoch offen und da ich nicht mehr daran glaube, dass von Sony ein richtiger Nachfolger meiner a850 noch kommt, könnte ich alle meine Objektive mit A-Mount per Sony LA-EA4 Objektiv Adapter an die Systemkamera schrauben, so mein altes Baby mal nicht mehr will. Den optischen Sucher würde mir am Ende trotzdem noch fehlen und so gibt es die perfekte Kamera für mich immer noch nicht, aber dann wäre ja auch die Suche vorbei …

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