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Es ist alles noch viel schlimmer

SONY DSC

Anfang September hatte ich schon meine Konsumblockade beklagt, und der Dings weiß, dass ich mich nach Kräften gegen diese zu stemmen versuchte. Ich hatte vielleicht schon irgendwo erwähnt, dass mir eine vielversprechende Fujifilm GW 690 III in Tokyo durch die Lappen gegangen ist und auch erschöpfend davon berichtet, dass ich eine Leica M9 nur wenige Stunden besaß.

Natürlich war es ärgerlich, dass nicht gelang, was ich wollte und ich zweifelte schon an meinem Karma. Tatsächlich scheint es aber so, dass die äußeren Umstände viel besser zu wissen scheinen, was richtig ist.

Ist es die Abkehr von der einst in Stein gemeißelten Weisheit „Haben ist besser als Brauchen!“? – Ich fürchte, es ist sogar die tiefgreifende Einsicht in „It’s not the f*cking Camera!“ und ich fühle mich zu meinem großen Entsetzen nicht schlecht damit. Es durchzog mich noch einmal ein kurzes Wasweißich als ich einer Hasselblad 903 zu einem wirklich sehr guten Preis ansichtig wurde, aber als früherer Raucher habe ich ja auch nach Jahren immer wieder einen Sekunden-Schmachter. Das geht schnell vorüber.

Auf dem Gebiet der Fototechnik habe ich mehr Ausrüstung als ich brauche und damit meine ich nicht das ganze Zeug, dass ich, nicht zuletzt, weil schön billig, kistenweise beim Chinesen im Internet bestellt hatte. Ich habe auch höherwertige Dinge, die ich kaum nutze, wie ich gerade feststellte, als ich im Schrank einen elinchrom-Blitz fand.

Gewiss eröffnet mir das ganze Zubehör unter Umständen neue Möglichkeiten, vorausgesetzt, ich selbst bin in der Lage, die Werkzeuge richtig einzusetzen. Nichts von all dem, was ich angehäuft habe, macht mich zu einem besseren Fotografen. Ich könnte mit einer Sony A7s, einem wundervollen Fotoapparat, natürlich im Dunkeln Streetfotografie machen oder Veranstaltungen im fahlen Licht fotografieren, aber das geht auch anders.

Wie versessen war ich in den letzten Jahren darauf, bloß immer die neusten Sachen bei mir auf dem Tisch zu haben und zumindest ausgiebig zu testen. Das hat sich in diesem Jahr weitgehend beschränkt auf zwei Apparate, die ich wirklich gut fand – nämlich die eben genannte Sony, die ich zusammen mit den Zeiss Loxia-Objektiven hatte ausprobieren dürfen, und die Pentax 645Z. Die Photokina strich unaufregend an mir vorbei.

Nicht ganz unschuldig an dieser Zäsur ist gewiss die Geburt meiner Tochter im letzten Dezember, die mich neben der Arbeit zum Broterwerb gut einzuspannen weiß. Andererseits habe ich mit ihrem Auftauchen in meinem Leben angefangen, für mich sehr bewusst sehr wichtige Fotos zu machen und bin immer wieder dankbar darüber, dass meine Beschäftigung mit der ganzen Technik und besonders darüber hinaus (sic!) der Fotografie, mich in die Lage versetzt, von der Geburt an, das Wachsen und Entdecken meiner Tochter – gerne auf Film und auch als Schnappschuss – festzuhalten.

2 Kommentare

  1. Word! ;) Wieder sehr schön zu lesen.

  2. Warum nur Bilder wichtig sind, die mir Dir wchtig sind ;-)

    Ja, kann ich alles verstehen. Bei mir spielt das ja alles eine Liga kleiner aber ich teile ganz und gar die Erkentnis, dass es wichtige und unwichtige Dinge gibt, die man in seinem Leben fotografieren kann.

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