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Sony a99 II – die Betrachtung

Lange hatte es gedauert, bis Sony den Nachfolger der a99 vorgestellt hatte. Ich weiß von einigen Usern, die des Wartens überdrüssig am Ende eine Variante der a7 gekauft hatten und ihre Objektive mit A-Bajonett per Adapter weiter nutzen. Es geht durchaus, aber ich habe hier und da durchaus Unzufriedenheit herausgehört, weil Sony das alte von Minolta übernommene Bajonett augenscheinlich hinter dem E-Bajonett anstellte. Wer eine Idee hat, wie gut sich die a7-Reihe verkauft, wird das einigermaßen verständnisvoll zur Kenntnis nehmen – es sei denn, man ist Betroffener. 

Ich selbst hatte in den letzten Jahren und Monaten keinerlei Ambitionen, meine beiden a850 auf’s Altenteil zu schicken, wenngleich sie natürlich nicht mehr dem neusten Stand der Technik entsprechen. Für mich ist High-ISO, schnelles Serienbild oder große Dynamik nicht so wichtig, zumal ich etliche andere analoge und auch digitale Kameras besitze, die der Verwirklichung meiner Fotografie allesamt nicht im Wege stehen oder mich ernsthaft beschränken.

Mein Bruder aber, der hoffte schon sehr lange auf einen interessanten Ersatz für seine a850, gab sich dann im vergangenen Frühjahr geschlagen und kaufte eine a7 II, mit der er keinesfalls unzufrieden ist, aber die a99 II wollte er doch unbedingt kennenlernen und so ließ ich mir mal ein Rezensionsexemplar für zwei Wochen ins Haus kommen.

Die neue Sony a99 II (Technische Daten) ist rund zehn Prozent kleiner und leichter als die DSLR a850, wie man bei Camera Size nachvollziehen kann, liegt für mich und meine großen Hände nicht ganz so gut in eben diesen, ohne allerdings in irgendeiner Form unhandlich zu sein. Womit wir zum ersten Eindruck und Handling gekommen sind.

Oben auf der Kamera findet sich zwischen Blitzschuh und Display der Schalter FINDER/MONITOR, mit dem man eben zwischen dem elektronischen Sucher und dem klapp- wie schwenkbaren Monitor umschalten kann. Soweit, so logisch und dennoch musste ich die Bedienungsanleitung zur Hand nehmen, um herauszufinden, wie ich denn die automatische Umschaltung bei Annäherung des Auges an den Sucher aktivieren kann. Während der eine und andere Mitbewerber Sucher/Monitor/Automatik in einem Knopf vereinen, musste ich mich bei der 99 Zwo durch das Menü wühlen. Doof, auch wenn es dann erwartungsgemäß problemlos funktionierte.

Abgesehen davon stellte mich die Bedienung des neuen Flaggschiffs vor keinerlei Probleme, wobei mir freilich in die Hand spielte, dass ich eben sowohl die a850 besitze, eine NEX-6 besaß und die RX100-Reihe ganz gut kenne. In der Rückschau hätte ich mir aber schon gewünscht, die Belichtungskorrektur direkt per Drehrad einstellen zu können, weil ich das von meiner Panasonic GX8 ebenso gewohnt bin, wie von der Zeiss ZM. So habe ich mit dem hinteren Einstellrädchen immer wieder aus Versehen die Belichtung verstellt. Wie es mir zudem zwei, dreimal gelingen konnte, einen Schwarz-Weiß-Modus einzustellen, blieb mir schleierhaft.

Also zog ich mit der Neuen los. Ein erster Einsatz führte uns beim Familienausflug an die Elbe, wo wir von Hamburg-Teufelsbrück mit der Fähre auf das südliche Ufer nach Finkenwerder übersetzen. In der Ferne fuhren zwei große Containerschiffe zwischen Blankenese und Wedel in Richtung Nordsee. Mit meinem alten Minolta-Ofenrohr 4/70-210 schoss ich den etwa 10 Kilometer entfernten Schiffen hinterher. Der Rest war Ausschneiden, wofür es bei 42,4 Megapixeln verdammt viel Platz gibt.

Diese brachial großen Dateien haben meinen sonst mit größter Gelassenheit Bilder verwalten und bearbeitenden 2,5-jährigen iMac mit 16 GB RAM zwischenzeitlich auch mal kurz innehalten lassen. So ein durchschnittliches RAW kommt dann auch auf 43 MB, wobei jene meiner a850 mit 37 MB nur geringfügig kleiner sind. 24 MB verlangen die RAW-Dateien meiner oben genannten GX8.

Für meinen Familienausflug war die Kamera vielleicht die sprichwörtliche Spatzenkanone, aber es hat mir durchaus Freude bereitet, mit der 3.599 Euro teuren Sony zu fotografieren. Der Sensor ist vermutlich das Beste, was man derzeit im Kleinbildformat bekommt, die Bildstabilisation arbeitet gut, der Autofokus ist schnell und präzise, die Abmessung zusammen mit z.B. einem Minolta 1.7/50 gut reise- oder ausflugstauglich.

Kaiman Wong, viele Jahre für DigitalRev vor der Kamera hat sich die a99 II ebenfalls vorgenommen und hat ein Video dazu gemacht:

Digital Photography Review urteilt zusammengefasst wie folgt:

Good for: High resolution stills shooting in a wide array of situations. Shooters who want both an EVF and dependable battery life.
Not so good for: Shooting video with autofocus. Using 3rd party lenses. Those needing accurate focus tracking.

Schließlich habe auch auch meinem Bruder die Alpha überlassen und er ist sehr begeistert:

„Du kannst die A-99II ein paar Tage testen.“

Auf diesen Satz habe ich lange gewartet und vor ein paar Wochen kam endlich dieser Satz von meinem Bruder. Er hatte das neue A-Mount Vollformat Flaggschiff von Sony zum Testen bekommen.

Darauf hab ich mich sehr gefreut. Jahrelang hatte die A-850 von Sony gehabt und nannte sie aufgrund ihrer Größe und des Gewichtes gern „die Dicke“. Die A-99 hatte ich nicht gekauft, weil ich meine A-850 kurz vor dem Erscheinen der A-99 bekam.

Warum gleich wieder wechseln, wenn man gerade erst miteinander warm geworden ist? Je mehr man fotografierte und die Jahre vergingen, wollte man gerne mehr ( weniger Rauschen im höheren ISO-Bereich und gerne mehr Dynamik ).

Auf die A-99II hab ich schon lange gewartet, obwohl ich seit letzten Sommer die A-7II habe und damit, obwohl sie das E Bajonett hat, damit sehr happy bin. Dank des LA-EA4-Objektivadapters kann ich meine A-Mount-Objektive weiter benutzen. Und was sich da inzwischen an der E-Mount Objektivfront und den Adaptiermöglichkeiten getan hat, ist schon geil!

Sony ließ die treue A-Mount Gemeinde ganz schön lange hängen und ne Zeit lang glaubte man, dass das A Mount ein Auslaufmodell ist. Damit hat man den technikgeilen Kunden aber nicht glücklich gemacht. Wenn man in Foren geschaut hat, gab es ganz schön viel Gemecker…. Aber vielen von denen kann man es eh nicht recht machen.

Aber zurück zur A-99II. Lange mußte die A-Mount Vollformatfangemeinde auf den Nachfolger der A-99 warten und im Herbst 2016 wurde sie endlich vorgestellt.

Das Warten hat sich definitiv gelohnt!

Wenn man einen Blick unter das Gehäuse wirft, lacht das Fotografenherz!

Das Testen und überlassen ich lieber den Pixeltestern. Die haben sich ja schon in Foren und Zeitungen ausgiebig ausgelassen. Zudem hatten die mehr Zeit als ich dazu.

Auf jeden Fall liegt sie sehr gut in der Hand, man kommt mit seinen Fingern gut an die Einstellräder, Knöpfe und Joystick dran. Das Menu ist Sony-typisch aufgebaut.

Ich war sehr positiv überrascht, dass meine Batterien von meiner A-850 auch in die neu A-99II passen. Man kann ja nie wissen, wie lange die Kamera hält. Wer die A-7 und deren Batterien kennt, kennt auch deren Stromverbrauch und die schlechte Haltbarkeit der Batterien. Auch mein Kabelauslöser meiner A-7 passte. Schön, da macht das testen gleich mehr Spaß!

Ich hatte die A-99II morgens auf dem Weg zur Arbeit mitgenommen und nen Abstecher zur Elbphi gemacht und den Eingang neben dem Tube (der langen Rolltreppe ) fotografiert. Bei ISO 2000 hatte ich noch kein Rauschen feststellen können, Meine alte A-850 hatte hier schon ordentlich Probleme.

Nachmittags hatte ich nochmals ein Kurzbesuch an der Elbphilharmonie und ein paar Langzeitbelichtungen gemacht. Mehrere Aufnahmen mit Belichtungszeiten von 3 bis 4 Minuten nacheinander gingen problemlos und ohne Hotpixel. Nur die Touristen, die sich immer vor die Kamera stellten, waren da eher das einzige Problem.

Abends war ich noch spontan zum Dockland gefahren. Leider waren die besten Plätze schon belegt, was mich aber nicht störte.

Was man aus den Bildern noch alles rausholen konnte, gefiel mir auch sehr gut!

Leider hatte ich die Kamera zu kurz gehabt, um sie ausgiebiger testen zu können, aber der erste Eindruck war sehr gut!

Sony hat eine sensationelle Kamera abgeliefert, die kaum Wünsche offen läßt!

Das hat natürlich auch seinen Preis, der für mich persönlich über meinem Budget liegt. Vielleicht bringt uns Sony eine A-99 in einer Preis- und Megapixelklasse wie die A-7II? Das würden sich viele wünschen.