Ich hatte mich gerade erst in den Whisky-Genuss reingeschmeckt und hörte so am Rande davon, dass ein gewisser Jim Murray in seiner Whisky Bible erstmals einen japanischen Whisky zur Nummer 1 der Welt erhoben hatte und zwar den Yamazaki Single Malt Sherry Cask 2013 der Suntory Destillerie. Den Namen Yamazaki sollte ich nicht mehr vergessen, doch die damalige Preisexplosion schreckte mich ab, überhaupt in Erwägung zu ziehen, einen Yamazaki zu kaufen – und sei es „nur“ den 12-Jährigen.
Gerne erweiterte ich den eigenen Horizont mit anderen Tropfen aus Japan, wie den immer wieder gerne bestellten Nikka Blended Whisky From the Barrel von Miyagikyo (Nikka) oder auch den Yamazakura aus der Sasanokawa Shuzo Brennerei, aber auch wundervolle Whiskys aus Taiwan, wo der Yushan und einige Sorten des Kavalan wirklich begeisterten. Erstaunlicherweise führte mich dann vor einigen Monaten ein trivialer Kriminalroman wieder auf die Spur des Yamazaki.
Einige Tage später saß Inspektor Takeda am Tresen des Hotoke und nippte an einem Glas seines geliebten Yamazaki-Whiskys, Tetsuro Yamaguchi, der Wirt des Hotoke, stand ganz in der Nähe und bereitete eine Yaki-Saba, eine gegrillte Makrele, für Takeda zu.
Inspektor Takeda und der leise Tod
von Henrik Siebold aka Daniel Bielenstein
Während ich das Buch las, dachte ich immer, wie absurd es sei, dass der Inspektor sich in einem kleinen japanischen Restaurant in der Hamburger Hafen City mit diesem sündhaft teuren Zeug betrinken konnte. Nicht nur die von mit unterstellte mangelnde Wertschätzung des Tropfens, auch der Preis schienen mir widersprüchlich zu der ansonsten so kultiviert und kontrolliert skizzierten Person des Herrn Takeda.
Gehen wir nun aber mal in medias res: Es ist kein leichtes Unterfangen, ein Genussmittel aus dem Stehgreif zu rezensieren, im Fall eines Whiskys ist an Horst Lüning auch kein Herankommen und so sei mir gestattet, neben den bekannten Eckdaten, wie die Reifung in amerikanischen, spanischen und japanischen Eichenfässern, den subjektive Eindruck zum Yamazaki 12 – im vergangenen Jahr noch mit dem „International Spirits Challenge: Gold Award“ ausgezeichnet – wiederzugeben.
Noch nie hatte ich einen rund 100 Euro teuren Whisky daheim und entsprechend groß war die Erwartungshaltung und auch ein wenig der Respekt davor, ein Gläschen zu trinken. Der erste Schluck überraschte augenblicklich, er schmeckte irgendwie anders, etwas runder und mild – entschlossen stemme ich mich dagegen, das Bild vom Lächeln einer Geisha auf den Straßen Kyotos zu bemühen – mit einer leicht süßen, auch fruchtigen Note. Zum Ende hin kam die typische Eiche, die dann aber doch nicht so typisch war, aber doch irgendwie bekannt. Ich freue mich sehr darauf, die Flasche in den kommenden Monaten mit Freunden zu leeren. Ganz in Ruhe.
Und bei wem es beim Namen „Suntory“ irgendwie geklingelt hat, der/die hat vermutlich „Lost in Translation“ mit Bill Murray gesehen und wird sich an diese Szene erinnern, wo Charakter Bob einen Suntory Hibiki 17 bewirbt – der kostet rund 400 Euro und wird hier vermutlich nie weiter betrachtet.