Vor knapp zwanzig Jahren war ich für einige wenige Tage in Tokio. Ein paar wenige Tage, weil ich etwas in Sorge war, dass ich mich am anderen Ende der Welt nicht wohlfühlen könnte und dann doch in absehbarer Zeit wieder zurück in sicheren und gewohnten Gefilden sein würde.
Diese Angst war völlig unbegründet und dort lag dann auch das Problem. Ich war recht unvorbereitet nach Japan geflogen und habe vieles, was ich im Rückblick gerne angeschaut hätte, nicht gesehen. Was aber in den letzten Jahren dennoch nichts daran änderte, dass ich vieles, was aus Japan kam, großartig finde. Meine Lieblingsautoren sind Haruki Murakami und Banana Yoshimoto, meine Lieblingsbands heißen Tokyo Jihen und Shakalabbits, ich liebe Onigiri (Reisbällchen mit Füllung), ich mag das Traditionsbewusstsein, die Handwerkskunst und die große Anzahl alteingesessener inhabergeführter Geschäfte und die selbstverständliche Rücksichtnahme auf die Mitmenschen.
Ich musste also wieder hin und nach Jahren von Pandemie usw. schien mir der Zeitpunkt gekommen, es einfach zu machen. Nordsee statt Mittelmeer in den Sommerferien 2023 konnte daheim gut vermittelt werden und so durfte ich in die Planungen einsteigen. Vorfreude ist ja bekanntlich die schönste Freude und mein Umfeld hat sich auch nicht anmerken lassen, dass ich ihnen vermutlich etwas auf die Nerven gegangen bin.
Die Reisevorbereitungen begannen also mit der Suche nach einem Termin. Während mein erster Wunschzeitraum im März, wo ich die Chance auf einen Konzertbesuch und die Kirschblüte gehabt hätte, aufgrund von Terminschwierigkeiten nicht zu realisieren war, wurde der Herbst angepeilt. Das Hotel war schnell ausgewählt, denn ich nahm jenes, das ich schon kannte, unweit des Bahnhofs Shimbashi im Osten des Zentrums an der Yamanote-Circle-Line und in fußläufiger Entfernung zum Ginza-Distrikt.
Mit der Buchung des Fluges über ein Reisebüro nahm dann aber die Planung eine unvorhergesehene Wendung, denn die beiläufige Notiz, dass ich zwei Gepäckstücke zu je 23 kg würde mitnehmen dürfen, brachte mich völlig unerwartet auf die Idee, mein Brompton-Faltrad mitzunehmen. Ich wollte die japanische Hauptstadt also auch auf dem Fahrrad erkunden und während mich mancher fragte, warum ich mir nicht vor Ort eines leihen würden und ich es mit „Weil ich es kann!“ beantwortete, reifte in mir die Überzeugung, dass es eine mehr als grandiose Idee sei, mit dem eigenen Rad durch Tokios Straßen zu fahren.
Und weil ich die Reise für die Daheimgebliebenen und natürlich auch mich selbst schön würde dokumentieren wollen, braucht es natürlich Ausrüstung. Dazu muss man festhalten, dass ich dereinst als völlig uninspirierter Reisender mit einer einfachen Nikon Coolpix 5600, die ich alleine wegen der Größe („Passt in die Brusttasche!“) und der international erhältlichen 2xAA-Batterien ausgewählt hatte, 102 Bilder (152 Megabyte) gemacht hatte. So eine magere Ausbeute war rückblickend mindestens schade. Einige Beispiele, die mich ermutigen sollten, in Zukunft etwas mehr Mühe an den Tag zu legen und Wissen zu erlangen.
Wie das Packen der Fototasche 2023 dann etwas aus dem Ruder laufen sollte, schreibe ich zu einem späteren Zeitpunkt mal ungeschönt auf.