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Strickjäckchen

Mit meinen Scans aus der Hasselblad bin ich noch nicht so richtig weitergekommen, schiebe es aber auch ein bisschen vor mich her, weil meine Masken von „betterscanning“ schon eine ganze Weile beim deutschen Zoll liegen und ich nicht alles Material verbraten möchte, das ich noch habe. Hier also ein Foto von Maria aus der „Aufwärmphase“ unseres Shootings.

Please welcome 667

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Wieder einmal habe ich mir einen neuen Fotoapparat gekauft und das, wo ich doch weiß, dass mich eine neue Kamera nicht besser macht. Es ging aber auch nicht darum, ob ich eine neue Kamera brauchen würde, es ging darum, sich einen langgehegten wie irrationalen Wunsch zu erfüllen.

Die Voigtländer Bessa III alias Fujifilm GF670, also einer Cosina, stand neben einer Fujifilm GX617 ganz weit oben auf meiner Liste. Alleine schon die sehr überschaubare Verfügbarkeit auf dem deutschen Markt schien meine neuste Erwerbung eigentlich auf die Zukunft in unbestimmter Ferne zu verschieben. Bis ich mich mal wieder auf gefährlichstes Pflaster wagte – ins Photohaus Collonaden.

Da stand ich nun rum, erzählte Seemannsgarn und stellte schwerwiegende Fragen wie „Habt ihr denn irgendwas Aufregendes reinbekommen?“ Eigentlich war die Gefahr schon gebannt, als Bernd Nasner berichtete, er hätte einige ältere Leicas angekauft. Wir waren schon längst beim Fehlfokus von M9 in Kombination mit meinem Sonnar und dann nahm die Geschichte doch noch die verhängnisvolle Wendung. Irgendwem fiel ein, dass da doch gerade noch eine Bessa III reingekommen sei. Unauffällig sabbernd und weitgehend unzurechnungsfähig fragte ich nach dem Preis, dann nach dem Preis, den ich für angemessen hielt und dann schienen Engel und Teufel auf meinen Schultern einen entschlossenen Kampf auszufechten. Ich sagte, ich würde mich melden und musste dann auch schnell weiter.

Es wurde Abend, es wurde Nacht, ich bettete mein Haupt auf das Kissen und konnte nicht einschlafen. Ich driftete erst ins Land der Träume ab, als ich sicher war, die Kamera haben zu müssen. Am nächsten Tag stand ich also wieder in der Kleinen Theaterstraße auf der Matte und wickelte den Kauf in einer Viertelstunde ab. Her damit!

Nach der Arbeit reiste ich mit der Neueroberung nach Hause, setzte mich mit einem Gläschen 12 Jahre alten Bowmore zufrieden auf das Sofa und betrachtete meinen Neuzugang. „Oh, mein Gott, mir fehlt dafür doch die richtige Tasche ….!“

Berlin Stripes I

Checkie Charly

Ich war ja in Berlin, schon vor über einem Monat und während ich immer noch darauf warte, dass die Bilder vom Shooting mit zwei Models freigegeben werden, habe ich es doch wenigstens geschafft, den Kodak Portra 160 aus meiner Hasselblad XPan vollzumachen und endlich entwickeln zu lassen.

Bunteshauptstadt Berlin

Das erste Bild zeigt den früheren alliierten Grenzübergang „Checkpoint Charlie“ an der Friedrichstraße, der zu einer plumpen Touristenattraktion verkommen ist und die zweite Aufnahme habe ich irgendwo zwischen Wilhelm- und Friedrichstraße, unweit des Willi-Brand-Hauses gemacht.

Die Mär vom Ende der Analogfotografie

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Auch wenn es schwer fällt: jetzt ist der Zeitpunkt gekommen sich von der analogen Fotografie zu verabschieden. Niemand weiß wie lange analoge Geräte überhaupt noch verkäuflich sind.

Nicht nur, dass diese Zeilen an Satzzeichen sparen, auch inhaltlich ist diese Behauptung kein Grund, jetzt unruhig zu werden.

Dieser Satz findet sich auf einem Beilageblatt in einem Fotomagazin und ist Teil einer Anzeige eines Gebrauchtkamerahändlers aus München. Es klingt beinahe so, als ob man ein krankes Kätzchen zum Einschläfern abgeben solle, um es von den Leiden zu befreien oder – weniger brachial – danach, als sei diese Firma so freundlich, die Besitzer alter Kameras von diesen Altlasten zu befreien. „Nepper, Schlepper, Bauernfänger“ – Ede Zimmermann, übernehmen Sie!

Diese Anzeige appelliert an die Angst, dass man in nächster Zukunft auf Schrott sitzen bleibt, wenn man den freundlichen Herren nicht die Sammlung überlässt, die man selbst vor Jahren mühsam und teuer zusammengetragen hat oder jene, die aus einem Nachlass stammt.

Diese Angst ist aber völlig unbegründet!

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Die digitale Fotografie mag sehr bequem sein, man kann die Bilder auf etlichen Plattformen hochladen, man verzichtet auf die Postkarte und schickt eine Mail mit Fotos, es geht alles so schnell, das einzelne Bild kostet fast nichts, man muss sich nicht mit Filmen „herumschlagen“. Das lässt sich alles nicht von der Hand weisen, ebenso wenig, wie der Umstand, dass auch in der professionellen Fotografie die digitalen Bilder dominieren. Aber ist das gut und richtig und der Weisheit letzter Schluss?

Das wird man selbst entscheiden müssen, aber ich möchte doch zumindest den einen und auch den anderen Punkt zu bedenken geben, wenn er am Ende auch nur dazu beiträgt, dass man einzuschätzen weiß, welche Schätze man mitunter daheim hat und diese nicht unter Wert veräußert. Es gibt einen großen Markt für hochwertige (sic!) analoge Fotoapparate!

Wenn man sich einmal die Mühe macht, den Gebrauchtmarkt zum Beispiel auf www.photohaus.de oder www.leicashop.com oder www.meister-camera.com zu betrachten, sieht, dass sogar in Deutschland/Österreich mitunter sehr gute Preise verlangt werden für gute analoge Kameras – beim Verkauf in solchen Geschäften muss man jedoch darauf gefasst sein, dass der gebotene Ankaufspreis etwas ernüchternd ist, aber man sollte den Preis im Wissen um den möglichen Marktwert zumindest in Frage stellen, auch wenn natürlich das Risiko des Händlers (Ladenhüter, Defekte, etc.) nicht vergessen werden darf. Auf den asiatischen Markt, besonders Japan und Hong Kong, weise ich am Rande hin, doch ich habe den Eindruck, dass sich dort noch auf Jahre hinaus ein Einbruch nicht einstellen wird.

Mamiya 645 Super

Ich bin der Meinung, dass die in diesen Jahren so beschworene Nachhaltigkeit und Wertbeständigkeit alleine auf die analoge Fotografie anwenden lässt. Wer wird in 100 Jahren noch mit einer heute aktuellen Digitalkamera fotografieren? Wer kann sich sicher sein, dass die Daten aus einem solchen Apparat dann überhaupt noch lesbar sind? Ich habe hunderte oder tausende Fotos auf abgerauchten Festplatten verloren, musste mir ein Lesegerät für Smart Media-Karten in den Tiefen des Netzes besorgen, damit ich Daten einer Kamera von 1998 per USB noch auslesen konnte. Über solche Zeiträume lacht man doch nur in der analogen Fotografie. Heute noch können Bilder von Glasplatten, die man ohne ein technisches Gerät betrachten kann (!), ohne Probleme abgezogen werden. Nicht ohne Grund, wird das Wissen unserer Zeit, werden Urkunden, Publikationen und Bilder für die Nachwelt auf Mikrofilm gespeichert (Beitrag auf einestages zum Barbarastollen) anstatt auf einem „ZIP-Drive“, das die heute rund 40-Jährigen vielleicht noch kennen und ich vor einem halben Jahr weggeworfen habe. Ich dokumentiere die ersten Lebensjahre meiner Tochter auf Film, damit sie die Zeit überdauern.

Analog ist für mich das Mittel für die wichtigen Bilder, die Sicherheitskopie für die Abzüge. Ich bin nicht frei von dem Verlangen, digitale Fotos rauszukloppen, aber diese Schwemme beinhaltet sehr, sehr viele verzichtbare Bilder, die ich zum Beispiel per Instagram in die Welt blase. Über das wichtige Foto denkt man nach, wählt Kamera und Film. Die Analogfotografie ist nicht die Lösung gegen die Belanglosigkeit, auch will ich nicht die arg strapazierte „Entschleunigung“ bemühen, aber einige Bilder sind den höheren Aufwand wert und die analoge Fotografie bietet soviel und seien es nur Kameras, die sich gut anfühlen und klingen und wertbeständig sind: Ich zahle für eine 30 Jahre alte Hasselblad mehr als für eine 15 Jahre alte Digitalkamera.

Was ich am Ende der Aus- und Abschweifungen zu sagen versuche: Erfreut euch an den analogen Geräten und wenn ihr sie schon nicht mehr benutzen wollt, lasst euch nicht über den Tisch ziehen.

Unbedingt möchte ich noch zur Lektüre empfehlen den Beitrag von meinem Kumpel Bellamy Hunt, der in Japan und von da weltweit mit gebrauchtem analogen Gerät handelt. Er thematisiert hier u.a. die Frage nach der Zukunft der Filmproduktion und versprüht dabei durchaus einen gewissen Optimismus. The future of film: A new hope.

Mamiya 645 Super – guter Einstieg ins Mittelformat

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Mein Einstieg ins Mittelformat war die Mamiya 645 Super nicht – über Holga und Kiev 88 kam ich schließlich zur preisgünstigten Japanerin und habe mich inzwischen nur zu gerne auf sie eingelassen, wenngleich ich gewiss zuschlagen würde, wenn ich einer Hasselblad in gewünschtem Zustand, zu gewünschten Preis bei uthopischen Lieferumfang ansichtig würde, aber bleiben wir zunächst einmal auf dem Teppich und halten fest, dass man mit der Mamiya 645 Super und auch mit der Pro recht günstig gute Werkzeuge bekommt.

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Ich habe für die Kamera inklusive Magazin, dem 2.8/80mm-Objektiv und beiden Suchern (Prisma mit Zeitautomatik sowie Lichtschacht) vor knapp zwei Jahren keine 400 Euro auf den Tisch gelegt. Das 3.5/150mm-Objektiv for Portraits schlug mit 199,00 Euro zu Buche, der Handgriff mit Motor WG 401 war für knapp einhundert Euro bei ebay zu finden, während ich dem Besitzer des von mir genutzten 2.8/45mm noch ein Angebot unterbreiten muss.

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In kleiner Bestückung mit Lichtschachtsucher und 80mm taugt die 645 beinahe zur Schnappschusskamera, wenngleich hier entweder Licht und Zeit geschätzt werden müssen oder man sich bemüht, einen Belichtungsmesser zu benutzen. Für „Street“ wäre sie aber völlig untauglich, wie man mir in einem Forum unlängst mitteilte, doch das nahm ich zwar schweigend, aber nicht zustimmend zur Kenntnis. Mit dem Prisma-Sucher ist die Handlichkeit schon etwas eingeschränkt, aber die Zeitautomatik ist sehr komfortabel – hier muss man eben abwägen. Bei Shootings empfand ich schließlich den Einsatz der Kurbel zum Filmtransport als etwas mühsam und lauerte lange in der Bucht bis ich einen Motor für unter einhundert Euro bekomme. Er funktioniert wunderbar, macht Fotos im Hochformat deutlich einfacher und knallt die 15 Aufnahmen auch blitzschnell durch, wenn man nicht aufpasst. Mit dem anschließenden jammernden Spulgeräusch des Motors kann man übrigens auch Models zum Kichern bringen. Geheimtipp. Ohne Garantie.

Two Cars by Stephan Spiegelberg (kagamiyama)) on 500px.com

Was behalten wir also über? – Erst einmal seien jene, die mehr technische Daten und Einzelheiten erwartet habe, verwiesen auf die Webseite von Mamiya Leaf, wo sich eine englischsprachige Anleitung zur Kamera als PDF findet. Für den Rest reicht prägnant ein Für und Wider:

Pro: Günstiger Preis, hohe Verbreitung, solide Verarbeitung, durchdachte Konstruktion, umfangreiches Zubehör erhältlich, mitunter ganz hervorragende Abbildungsqualität.

Contra: Mit 1/60 keine besonders schnelle Blitzsynchronzeit, dem Manko kann man aber durch den Kauf von Objektiven mit Zentralverschluss begegnen – dann ist 1/500 möglich.