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Warum jetzt eigentlich MFT?

Ich hatte doch eigentlich alles, der beschrittene Weg war weitgehend logisch und am Ende stand strahlend ein helles Licht, auf das ich nur hätte zugehen müssen, aber ich bremste und bog ab in einen kleinen Feldweg, um irgendwo eine Lichtung zu finden.

Vor acht Jahren war ich nach meiner analogen Minolta-Vergangenheit und einiger Zeit mit einer Konica Minolta Dynax 7D zu Sony gekommen. Ich hatte eine Sony a850 mit dem schönen Zeiss 2.8/24-70mm bestellt und freute mich auch auf die Nutzung des alten 1.7/50mm von Minolta. Mit der Zeit kaufte ich noch zwei, drei andere Objektive dazu und ich war gut aufgestellt. Dann kam die Sony NEX-3 auf den Markt und ich mochte diese Handlichkeit sehr, ergänzte das Kit-Objektiv durch das 2.8/30mm von Sigma, kaufte nach und nach zwei Novoflex-Adapter und war zufrieden. Mit der Kamera sollte ich das erste Foto meiner Tochter machen und damit vermutlich das wichtigste Bild überhaupt. Noch zufriedener war ich mit der Sony NEX-6, die ich mit dem Zeiss 1.8/24mm ausstatten wollte, doch das war immer nicht lieferbar. Insgesamt fehlten mir dann doch so einige Objektive im Portfolio, um mich ganz einzulassen. Als ich das neue Zeiss 4/16-70mm gekauft hatte, hatten wir uns schon entfremdet. Was aber kaum weniger schwer wog, war die Einsicht, dass ich meine NEX nicht mit in den Urlaub nahm. Weder in den USA, noch in Kanada oder auf Island war sie mit. Digital hatte ich mich neben der analogen Kamera stets für andere, kleinere Modelle entschieden. Vor knapp zwei Jahren verkaufte ich die gesamte NEX-Ausrüstung an einen freundlichen Interessenten in Berlin.

Nun wäre es vermutlich trotzdem ein fast logischer Schritt gewesen, Sony treu zu bleiben und auf die Vollformat-Systemkamera a7 umzusatteln – die hätte es zwar auch schwer gehabt, ins Reisegepäck zu kommen, doch immerhin könnte ich über meine Novoflex-Adapter meine M-Bajonett-Linsen ebenso weiternutzen, wie auch die A-Bajonett-Objektive der langsam in die Jahre kommenden a850. Ich hätte mich zumindest auf eine Reihe reduziert.

Ich bin kein Vulkanier! Oder doch? – Ich hatte keine Lust mehr auf das Geschleppe, das Gros der Linsen für Vollformat ist groß und schwer und daher entschied ich mich, auf das kleine Micro-Four-Thirds-Format umzusatteln, obwohl ich bis dahin eigentlich kaum Berührungspunkte damit hatte. Meine ersten Schritte mit Olympus waren so mittelprächtig. Der Außendienstmitarbeiter, den ich auf einer Fahrt durch Hamburgs Fleete kennengelernt hatte und unbedingt dazu bewegen wollte, mir die damals brandneue PEN zum Testen zur Verfügung zu stellen, wimmelte mich mehrfach unfreundlich ab. Zuvor hatte ich aber auch schon auf einem Workshop von meinem Freund Patrick Ludolph mit der OM-D fotografiert und obwohl ich die Bedienung als umständlich empfand, waren die Ergebnisse doch okay. Als „Paddy“ dann aber auch noch das Gros seines schönen Fotobuchs „Wie ich New York sehe“ mit einer MFT-Kamera schoss, war ich gerne bereit, dem kleinen Format eine Chance zu geben und kaufte eine Lumix GM5, denn Panasonic war so nett, mich vorher mit ihr spielen zu lassen.

Um die Reduktion mit Pauken und Trompeten ad absurdum zu führen, folgte alsbald das 0.95/17,5mm-Objektiv von Voigtländer, dass wahnsinnig groß und schwer ist, aber ebenso großartig und mich schon auch dazu ermutigte, zum MFT-Lager zu wechseln. Es gibt eine unglaublich große Auswahl an wirklich spannenden Objektiven. Mittlerweile bieten immer mehr Hersteller auch ganz wundervolles Glas für das E-Bajonett von Sony an, aber das nur der Vollständigkeit halber.

Die von mir mittlerweile hauptsächlich genutzte Panasonic Lumix GX8 mit dem LEICA DG Summilux 15 mm f1.7 ASPH ist eine so feine Kombination für die Städtereise, das LEICA DG Summilux 25 mm f1.4 ASPH eine sehr schöne Ergänzung, die auch für Portraits sehr taugt. Beide Objektive sind sehr kompakt und liefern tolle Ergebnisse. Das Olympus M.Zuiko Digital ED 40-150mm 1:2.8 Pro (oben im Bild) ist nicht mehr kompakt, aber ein hervorragendes Telezoom. Zwar ist es mir mit dieser Ausrüstung kaum möglich, die vom Vollformat bekannten knappen Schärfebereiche (scharfes Auge, abgesoffenes Ohr) hinzubekommen, aber ich bin mir nicht mehr sicher, dass ich diese Möglichkeit brauche. Ebenso ist der hohe ISO-Wert für mich kein ausschlaggebendes Element, ich besitze Stative und lichte wenig ab, was sich sehr schnell bewegt und außerdem habe ich das Mitziehen in der Vergangenheit auch schon mal geübt. Nicht alles, was möglich ist, ist auch wirklich sinnvoll und leichtes Gepräck ist schon geil.