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40 mm. Näher ran mit der Ricoh GR IIIx

Die Ricoh GR mit den kleinbildäquivalenten 28 mm ist eine wirklich tolle Kamera. Ich habe die erste digitale Version dieser Kamera kurz nach der Markteinführung 2013 in meine Sammlung aufgenommen und sie hat mir großem Abstand die meisten Auslösungen meiner Digitalkameras, weil ich sie so oft dabei hatte. Einfangen von Gesehenem versus Festhalten von Entdecktem / Gefundenem.

Diese 28 mm, die mich so lange begleitet haben, wenngleich ich eine ziemlich große Bandbreite an Brennweiten zur Verfügung habe oder hätte, haben meinen Blick auf die Welt oder zumindest auf das, was mich umgibt dann doch offensichtlich geprägt. Umso mehr hatte ich mich auf die Herausforderung gefreut, nun einmal die Ricoh GR IIIx mit den umgerechneten 40 mm ausführen zu dürfen. Wie oft hat man schon gelesen vom Mut, die Komfortzone zu verlassen, ihn aber nur halbherzig aufgebracht. Was soll’s? – Challenge accepted!

Die 28 mm haben durchaus ihren Vorteil in der Stadt, wenn man viel abbilden möchte und wenig Platz hat, wenngleich sie auch Weite und Menschen kann. Ich habe sie, so kompakt und so genügsam sie sich bei unachtsamer Behandlung zeigt, tatsächlich über all die Jahre sehr oft und sehr gerne dabei gehabt. Ich habe Reisen dokumentiert, mir „Bild-Notizen“ gemacht, das Familienleben festgehalten, draufgehalten.

Dabei hat mir immer (mindestens ein wenig) der elektronische Sucher gefehlt, den jener zum aufstecken – ich habe den für beide möglichen Brennweiten – nicht so richtig ersetzen konnte. Es war aber zunächst nur eine Komfortfrage, denn ich konnte auf dem rückseitigen Display ja alles sehen. Das ist mittlerweile nicht mehr uneingeschränkt so, weil die Augen noch vor der Midlifecrisis etwas an ihrer adleraugengleichen Sehkraft eingebüßt haben und ich natürlich nicht immer die Lesebrille zu Hand habe.

In Sachen Purismus macht die IIIx da weiter, wo meine I gar nicht aufgehört hat. Die Bedienelemente sind sparsam und gut erreichbar angebracht, im Menü hat man dann aber doch eine sehr große Auswahl an Einstellmöglichkeiten hinterlegt. Mir war das eigentlich immer schon ein bisschen zu viel des Guten, aber das wird in der Endabrechnung eher unter die „persönlichen Präferenzen“ als unter „Mangel“ fallen.

Auch die qualitative Anmutung, die wertige Haptik und die verlässliche Funktion sprechen noch vor dem ersten Foto für die Ricoh. Allerdings sollte man davon absehen, die Kamera auch nur leicht zu „schütteln“. Dann klötert es nämlich im Objektiv. Das hat mich dann doch überrascht, weil ich es von meiner GR I so nicht kannte. Es wird vermutlich zusammenhängen mit der Konstruktion des „40mm“-Objektivs.

Der verhinderte 40mm-Blick

Und zur Chance, die Welt nun durch dieses Objektiv zu sehen, die Umwelt anders wahrzunehmen, zu lesen, hatte man mir sogar gratuliert. Ich dache kurz, 40mm sei der aktuelle heiße Shice. Dieses Einlassen fand bei mir aber (leider) kaum statt und das lag auch daran, dass ich keinen Sucher hatte. Eine Kamera mit Display erlaubt immer den Blick über das Kameragehäuse hinaus. Das mögen so manche für begrüßenswert halten, mich hat das abgelenkt.

Das Pflichtprogramm zur Technik mit Anmerkungen

Kompaktkamera – der Begriff scheint für die GR-Reihe erfunden. Natürlich ist der Terminus viel älter, aber mit  109 x 62 x 36 (B x H x T) Millimetern und einem betriebsbereiten Gewicht von lediglich 260 Gramm dürfte dieses einfache Wort bestens in Zahlen ausgedrückt sein.

Das Objektiv und der Prozessor sind nicht nur nach meiner Auffassung von höchster Güte, die Bilder sind sehr scharf, wenn man richtig fokussiert, der Dynamikumfang ist sehr gut, ebenso die Kontraste. YouTuber James Popsys lobt darüber hinaus auch noch unbedingt die Bildstabilisation beim Fotografieren. Was mit aber ebenso aufgefallen ist, wie dem amateurphotographer.co.uk: man muss sich auf den Autofokus einlassen. Das Portal ergänzt dann aber noch: „Wenn Sie diese Lernkurve erfolgreich durchlaufen, werden Sie sich wie ein Revolverheld fühlen, der das Ziel trifft.“ Ich weiß es nicht.

Noch eben ein paar Fakten: 24-Megapixel-Sensor, der zur Bildstabilisierung beweglich gelagert ist, Verhältnis 3:2, der Akku hält für etwa 200 Bilder, der Apparat nimmt SD-Karten der Standards SDHC und SDXC sowie UHS I auf, verfügt über Bluetooth- und WLAN, aber nicht über ein in irgendeiner Art und Weise schwenk- oder klappbares Display. Die Videofunktion ist zudem eine sehr nachgeordnete Fertigkeit der GR IIIx. Die Spezifikationen im Einzelnen: https://ricohgr.eu/de/products/ricoh-gr-iiix

Die Ergebnisse

unbearbeitet (vom Ausschnitt abgesehen)
Kontraste, S/W und Körnung bearbeitet
unbearbeitet (vom Ausschnitt abgesehen)
Spiegelung in den Fenstern der Fischauktionshalle, Hamburg. S/W, Klarheit bearbeitet
Gegenlicht halb, keine Bearbeitung an Dynamik, etc.
Dieses Bild hat es nur aus dem Grund in die Auswahl geschafft, weil Fotos aus der GR IIIx auf den offiziellen Socialmedia-Plattformen von Ricoh/Pentax von harten Kontrasten zu leben scheinen.

Let’s talk about Zubehör

Mein Freund Patrick Ludolph erklärt ja gerne, dass Haben besser wäre als Brauchen, aber mit ein wenig Übung und Leidenschaft muss man diese Weisheit gar nicht erst bemühen, denn wer am GAS laboriert und das auch mit der nötigen Ernsthaftigkeit durchleidet, weiß, dass nach dem Kauf beispielsweise einer Kamera alle damit zusammenhängenden folgenden Anschaffungen nicht gewollt sind, sondern gebraucht werden. Alleine die Verfügbarkeit von einem Filtersystem, wie dem NiSi Master Kit für Ricoh GR3x macht ein solches attraktiv. Dabei muss man ein Filtersystem vor der Entdeckung überhaupt gar nicht in Betracht gezogen haben.

Pro & Contra Kompakt

procontra
sehr kompakte Abmessungenkein EVF, nicht einmal als Zubehör
großer APS-C-Sensorkein Blitz
sehr schnell schussbereitkein klappbares Display
gute BildqualitätKlötergeräusche im Objektiv
sehr leichtnur Full-HD-Video
ordentlicher Dynamikumfanglangsamer Autofokus
hohe Qualitätsanmutunggeringe Akkulaufzeit

Fazit: Zuviel des Verzichts

Klären wir zunächst die wichtigste Frage: Bietet die Ricoh GR IIIx mehr als die Kamera eines aktuellen Smartphones? – Ja, das tut sie! Das tut sie, obwohl auch sie keinen Sucher im klassischen Sinne hat. Sie ist ein Fotoapparat, der seine RAW-Dateien auf eine, so man das wünscht, sehr große Speicherkarte schreibt. Ich höre immer wieder, dass es keine Rechtfertigung für die Kauf einer Kompaktkamera gibt, weil Smartphone „eh alles“ können und immer dabei sind.

Das ist auf den ersten Blick so falsch nicht, wenn man seine Ansprüche daran anpasst. Es besteht aber meiner festen Überzeugung nach überhaupt kein Rechtfertigungszwang, um eine Kompaktkamera zu kaufen. Jemand möchte einen guten (!) kleinen Fotoapparat für Fotos haben und mit dem Smartphone vielleicht nur den Einkaufszettel von der Küchentafel abknipsen. Das kann ja sein und für die Leute gibt es auch heute hochwertige digitale Kompaktkameras. Die anderen müllen Smartphone und Cloud mit Schnappschüssen aus dem Urlaub voll und schwemmen damit die angeschlossenen WhatsApp-Gruppen. Das ist völlig legitim.

Habe ich mich jetzt für den Kauf der GR IIIx entschieden? – Nein, das habe ich nicht. Die Kamera kostet im Fachhandel rund 1000 Euro (und man kann mit ihr weder telefonieren, noch im Internet surfen). Um sie für den Preis zu kaufen, entsprach sie eben doch nicht zu 100 Prozent dem, was ich wollte. Das bedeutet nicht, dass es keine gute Kamera wäre. Nein, gewiss nicht! Es ist zu dem Preis nicht das, was ich suchte. Hätte sie einen elektronischen Sucher und ein Objektiv mit (kleinbildäquivalenten) 35 mm bei höherer Lichtstärke, … Ich wäre wohl der erste gewesen, der „Shut up and take my money!“ gerufen hätte.

Vielleicht auch „ermutigt“ durch die aktuelle Situation, wie der doch spürbaren Inflation und der Frage, was aus der Nebenkostenabrechnung wird, habe ich mich schlussendlich dazu entschlossen, für meine zuletzt doch fast stiefmütterlich behandelte/ignorierte Sony a7 II mit einem manuellen Voigtländer Nokton Classic 1.4/35 mm zu bestücken, welches ich gebraucht zum schmalen Kurs im Internet gefunden habe. Das Duo passt freilich nicht mehr in die Hosentasche, aber drückt es vielleicht auch nicht mehr so am Oberschenkel.


Should you buy it?

Ich habe meine Überlegungen dazu und meine ganz persönliche Entscheidung hier bereits dargelegt, aber wie haben denn andere Fotografen, Blogger, Vlogger, etc. die Frage beantwortet, ob man diese Kamera kaufen sollte? Ich habe mal geschaut und unter anderem diese Aussagen gefunden.

So, should I get it? – If you don’t own any RICOH cameras, get a RICOH GR III. If your Ricoh GR III is broken, then get the GR IIIx. If you already have a RICOH GR III that works fine, just hold out until the GR IV comes out.

Eric Kim

Should You Buy it? – Yes, if you’re a photographer looking for a solid compact shooter with a prime lens. Those who already own a GR III have more of a decision to make since the only real difference is the focal length.

Ted Kritsonis für Petapixel