Zum Inhalt springen

Panasonic Lumix G70 – die Betrachtung

20151202-P1000117

Eine Kamera auszuprobieren, bevor man sie sich möglicherweise kauft, ist ein Luxus, den ich durchaus genieße. Ich hatte also bei Panasonic vorgefühlt, ob es vielleicht möglich sei, die ziemlich neue Lumix G70 mit dem 2.8/12-35-Objektiv und dem MS2-Mikrofon zu testen und man gab meiner Bitte gerne statt. Vielen Dank dafür!

Ich besitze ja schon die GM5 und bin mit dem MFT-System auch durchaus zufrieden, doch manchmal wünscht man sich doch „etwas mehr Kamera“ in der Hand, außerdem wollte ich mich an Video herantrauen und da klangen 4K und Mikrofoneingang sehr gut in meinen Ohren.

Der erste Eindruck

Eigentlich ist mir die G5 als Fotoapparat ja schon genug, aber besonders mit dem schweren Voigtländer 0,95/17,5 wird es dann doch etwas unhandlich und da kommt einem der wirklich gut greifbare Griff an der G70 sehr entgegen, allerdings bleibt das Konstrukt aus Objektiv und Kamera extrem kopflastig, weil die G70 ein Gehäuse aus Kunststoff hat, welches gerne etwas höherwertiger hätte ausfallen dürfen. Andererseits ist es grundsätzlich nicht schlecht, wenn man Gewicht einsparen kann und irgendwoher muss ja auch die Preisersparnis gegenüber teureren Kameras herkommen. Es ist mir halt aufgefallen, dass die Sinne nicht gleich ganz brutal verwöhnt werden.

009_FY2015_LUMIX_G70_s_top_H_FS14140 009_FY2015_LUMIX_G70_s_back

Kommen wir zur technischen Ausstattung und damit gleich zum elektronischen Sucher – er ist verdammt gut, vielleicht der beste EVF, durch den ich bislang habe schauen können. 2,36 Mio. Pixel hat er, wie Panasonic erklärt und das sieht man auch. 1,04 Mio. Pixel Bildpunkte hat das 3-Zoll-Touchdisplay auf der Rückseite, das sich frei drehen und schwenken lässt und damit sehr komfortabel einzustellen ist. Der Micro-Four-Thirds-Sensor verfügt über alltagstaugliche 16 Mio. Pixel, wie auch meine GM5. Die vollständigen technischen Daten hat Panasonic auf seiner Webseite zusammengestellt. Es wäre vermutlich komfortabel, sie hier aufzulisten, aber ich bleibe bei Eckpunkten und darüber hinaus nur meinen Eindrücken.

20151120-P1010453
f0,95, 17,5mm, 1/60, ISO 400 (Voigtländer MFT 17,5 mm / F 0,95 Nokton)

Die Benutzung

Da ich mit einer Lumix schon durchaus vertraut bin, hat mich die Bedienung der G70 nicht vor allzu große Probleme gestellt. Grundsätzlich empfinde ich die Menüstruktur aber weiter als ziemlich unübersichtlich und in den seltensten Fällen als wirklich schlüssig. Allerdings sage ich das über eigentlich jede Digitalkamera, die nicht meine Sony a850 ist. Davon abgesehen, verfügt die vorliegende Kamera über alle Bedienungselemente am Gehäuse, die man auch von einer größeren DLSR erwarten würde.

20151111-P1010190-Bearbeitet
f5.6, 20mm, 1/80, ISO 1600 (Panasonic Lumix G X Vario 12-35mm F 2,8 ASPH. OIS)

Ich habe die G70 nun während eines Studioshootings eingesetzt und bin mit den Ergebnissen sehr zufrieden. Da wir mit Dauerlicht gearbeitet haben, ist mir der Liveview mit der eingestellten „Unterbelichtung“ während der Session sehr entgegengekommen. Dass der EVF sehr klar und hochauflösend ist, hatte ich ja schon erwähnt. Er kommt noch nicht ganz an die optischen Sucher einer Spiegelreflexkamera heran, aber die Lumix ist schon ganz dicht dabei und wiegt man die Vorteile eines Liveviews auf, die er bietet, wenn man mit der Belichtung spielt, dann ist dieses „Manko“ sehr leicht hinzunehmen. Über das sehr variable einstellbare Display habe ich vielleicht ein Drittel der Aufnahmen komponiert und auch hier fühlte ich mich zu keinem Zeitpunkt irgendwie beschränkt.

20151111-P1010028-Bearbeitet
f2, 17,5mm, 1/50, ISO 400 (Voigtländer MFT 17,5 mm / F 0,95 Nokton)

Neben dem Shooting und dem heimischen Kind-Ablichten habe ich die Kamera auch auf der Arbeit ausprobiert. Ich „mache was mit Social Media“ und stelle dabei auch Teaser-Filmchen her, mache Schnappschüsse von Gästen und so weiter. Geschwindigkeit spielt dabei eine große Rolle, denn diese Beiträge müssen möglichst schnell über die verschiedenen Kanäle verbreitet werden und da sollte das Rohmaterial schon so gut als möglich sein – runterrechnen geht immer. Da kommt mir die Möglichkeit, in 4K zu filmen ebenso entgegen, wie eine gute Fotoqualität. Jetzt kann und möchte ich keine Ergebnisse der Arbeit auf meinem privaten Blog zeigen, aber ich darf versichern, dass die G70 mit dem eingangs genannten Objektiv plus Mikrofon meinen Erwartungen vollends entsprechen konnte.

Womit Panasonic offensiv wirbt, ist die Möglichkeit, Fotoserien in 4K (youtube: 4K Photo Mode) aufzunehmen und dann das beste Foto aus der Reihe auszuwählen. Ich habe keine derartigen Reihen erstellt, weil es nicht meiner Art der Fotografie entspricht und ich am Ende auch nur ein Bild mit einer Auflösung von 8 Mio. Pixeln hätte – es werden halt Einzelbilder aus dem gemachten Video gezogen. Mit dem neusten Firmwareupdate ist jetzt auch der sogenannte „Post Focus“ (Beitrag zum Update bei heise.de) möglich. Hier wird eine Bilderreihe mit verschiedenen Schärfepunkten aufgenommen, so dass man dann später auswählen kann, wo der Fokus sitzen sollte. Das erinnert ein bisschen an die Lichtfeldkameras, wie die Lytro, aber ausprobiert habe ich das nicht nicht. Klingt nach einer netten Spielerei.

20151120-P1010474
f1,4, 17,5mm, 1/25, ISO 800 (Voigtländer MFT 17,5 mm / F 0,95 Nokton)

Mein Fazit

Die Panasonic Lumix G70 ist eine gute Kamera, die der Erfüllung der ihr zugedachten Aufgaben nicht im Wege steht und zu einem meiner Ansicht nach wettbewerbsfähigen Preis daherkommt. Ob ich sie kaufen würde? – Diese Frage stellt sich mir nicht (mehr), meine Antwort war negativ. Wie ich schon schrieb, ließ sich mit ihr alles erledigen, was ich verlangte, aber ich erwarte mehr, ich möchte mich drücken um den Begriff des Begehrens, daher bemühe ich das Bild vom „haben wollen“. Die G70 ist in meinen Augen nicht „sexy“ und so führte mich mein Weg direkt zur „großen Schwester“, zur Panasonic Lumix DMC-GX8EG-K, die ich im Photohaus Colonnaden haben ansehen und dann auch kaufen können. Sie bietet ebenfalls Videos in 4K, einen Mikrofoneingang, einen Sensor mit sogar 20 Mio. Pixeln, eine Bildstabilisation im Gehäuse (sic!), was die uneingeschränkte Nutzung von Olympus-Objektiven erlaubt, und sie liegt traumhaft in der Hand. Sie ist schon „sexy“.