Update 31.05.2016 – Wie sehr war ich enttäuscht, dass ich im deutschsprachigen Internet – gibt es derartiges überhaupt? – Anfang des Jahres, als ich mich mit dem Gedanken trug, eine ZM zu kaufen, eigentlich nichts zur Zeiss Ikon zu lesen gab. Sicher hatten einige Fotofreunde, wie Michael oder Boris, Bilder gezeigt, die mit der Messsucher entstanden sind, doch das technische Blabla kam für einen, der sich mit Kaufabsichten verwirrte, etwas kurz. Das Schlimme ist, auch hier wird es kaum hinausgehen über eine rein subjektive Betrachtung.
Nachdem ich noch im USA-Urlaub eine Minolta 9000 mit im Gepäck hatte und auch damit sehr ordentliche Dias gelangen, wollte ich doch auch aufspringen auf den Messsucher-Zug und während viele andere dabei nur Leica verstehen und den Markt nach einer brauchbaren M6 o.ä. abgrasen, sollte es für mich schon Neuware sein, wenn auch nicht von Leica, denn die war nicht bezahlbar. Zeiss schien da mit einem Paket aus Kamera und 1.5/50mm Sonnar für rund fünfzehnhundert Euro das gute Angebot zu machen, wenngleich es mir nicht möglich war, die ZM vor Kauf auch nur einmal in einem Geschäft in die Hand zu nehmen, weil es sich offenbar nicht lohnt, derartiges im Fachhandel vorzuhalten. Ich bestellte also blind und in Bayern und war gespannt.
Die Kamera wird bei der Firma Cosina in Japan nach Vorgaben von Zeiss hergestellt, ebenso das Gros der Objektive, die mit dem M-Bajonett angeboten werden. Zuerst fällt dem Betrachter der große und helle Sucher auf, der – ich habe es verglichen – deutlich angenehmer und klarer ist, als jener einer Leica M6. Dafür fällt die Haptik und Verarbeitung etwas kerniger aus, als bei den Sportsfreunden aus Solms, allerdings sollte man hier nicht zwischen den Zeilen nach Enttäuschung suchen. Irgendwo muss der Preisunterschied ja herkommen und die Qualität ist immer noch sehr, sehr hoch.
Ich habe mir nach und nach noch zwei weitere Objektive zum Set dazu gekauft und zwar ein 4.5/15mm von Voigtländer und ein 4/90mm von Leica. Hier gibt es zwei Anmerkungen zu machen und zwar zum Ultraweitwinkel den Hinweis, dass der Blitzschuh der Kamera nicht ganz auf der optischen Achse liegt und man mit dem Voigtländer-Aufstecksucher nicht exakt den tatsächlichen Bildausschnitt sieht. Beim Teleobjektiv ist das „Problem“ ein sehr kleines, denn da die Kamera nur über Leuchtrahmen im Sucher für 35, 50 und 28/85mm verfügt, muss man etwas über den Daumen peilen, aber der Erfahrung nach klappt das sehr gut.
Was mir als sehr erfreulich aufgefallen ist und daran hat gewiss auch die Helligkeit des Suchers seinen großen Anteil, ist der Umstand, dass man sehr schnell fokussieren kann und dabei, wie im Beispiel, auch mit Vorsatz in einen Vogelschwarm knipsen kann und sich sehr sicher darüber sein kann, dass man „getroffen“ hat.
Über das in meinem Set mitgelieferte Sonnar-Objektiv muss man eigentlich nicht viele Worte verlieren. Die Abbildungsqualität ist einfach berauschend gut, wie man zum Beispiel an dem Wurst-Foto bei Offenblende erkennen kann. Und nicht nur an der ZM ist diese Linse, die für Reportage und „Street“ mitunter etwas zu sehr in den Telebereich geht, ein Traum. Ich habe sie in den letzten Monaten immer wieder an Systemkameras ausprobiert und da erweist sie sich als eine sehr feine Portraitlinse, wie ich finde.
Die Aufnahme entstand mit einer Ricoh GXR.
An dieser Stelle möchte ich außerdem den „Analogen Ausflug“ meines oben gezeigten Kumpels Patrick Ludolph verlinken, der sich meine ZM für einige Tage ausgeliehen hat, um zu schauen, ob er sich mit einer analogen Messsucher würde anfreunden können. Nicht zuletzt die schönen Ergebnisse aus dem Shooting mit Maria unterstreichen, dass dem so ist. Am Ende hat er, der schon eine digitale Leica hat, eine M6 gekauft und darf sich zwar über reichlich Prestige und schöne Haptik freuen, doch ob das darüber hinweg täuscht, dass die M6 einen für Brillenträger viel schlechteren Sucher hat und keine Verschlusszeit von 1/2000 bietet – darüber konnten wir bei Kaffee und Wasser kein abschließendes Urteil ins Protokoll schreiben.
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